Bronzegiessen
Hinweis für Veranstalter: Eine Anfrage für die Vorführung des Wachsausschmelzverfahrens muss aufgrund der zeitaufwendigen Vorbereitungen mindestens 2 Monate vor der Veranstaltung erfolgen.
Um dem Publikum den Formenbau und den Giessprozess in einem angemessenen Zeitrahmen vorführen zu können, verwende ich meist das Sandgussverfahren
mit modernem
Formsand, denn Formen aus Lehm für das Wachsausschmelzverfahren bedürfen einer langwierigen Vorbereitungszeit.
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Das Giessen von flüssiger Bronze in Formen war schon sehr viel früher üblich und verbreitet als das Schmieden von Eisen bzw. Stahl, da die Legierung Bronze bereits sehr viel früher "entdeckt" wurde als das Verhütten von Eisenerzen. Bronze war eines der wichtigsten Materialien in der Entwicklung der Menschen - nicht umsonst wurde das Zeitalter, in dem diese Legierung aus Kupfer und Zinn vorwiegend benutzt wurde, als Bronzezeit bezeichnet. Aber auch sehr viel später, als
Eisen
und Stahl schon längst
Einzug in den Alltag der Menschen gehalten haben, wurde Bronze vielseitig für Gebrauchs- wie auch Schmuckgegenstände verwendet.
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Das wohl häufigste Giessverfahren, das seit mehreren Jahrtausenden verwendet wird, ist das Wachsausschmelzverfahren.
Bei Einzelstücken wird hierbei das Modell direkt aus Wachs hergestellt und ein Angusstrichter
anmodelliert, dieses Wachsmodell dann mit Lehm ummantelt, getrocknet und im Feuer gebrannt. Hierbei schmilzt das Wachs aus der Lehmform heraus und hinterlässt einen Hohlraum in Form des Modells.
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Dieser Hohlraum wird mit flüssigem Metall - zum Beispiel Bronze oder Silber - ausgegossen. Dieser Vorgang dauert nur wenige Sekunden.
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Nach dem Abkühlen wird der Gussrohling aus der Lehmform befreit, indem die Form zerschlagen wird. Sie kann also kein weiteres Mal verwendet werden - deshalb gehört das Wachsausschmelzverfahren zu den Verfahren mit "verlorener Form". Sollte der Guss misslingen,
so muss man wieder ganz von vorne anfangen.
Sollen mehrere gleiche Gegenstände gegossen werden, so benötigt man hierfür auch mehrere Wachsmodelle. Für diesen Fall wird zunächst eine Gussform hergestellt, mit der mehrere Wachsmodelle gegossen werden können.
Das Wachsausschmelzverfahren wird heute noch angewendet - vor allem in der Industrie als sogenanntes Feingussverfahren. Das Prinzip hat sich seit Jahrtausenden nicht verändert - nur die dazu verwendeten Materialien.
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Das Giessverfahren, das ich meist zur Herstellung von Bronze- oder Silbergegenständen verwende, ist das Sandgussverfahren - ebenfalls ein Verfahren mit "verlorener Form". Wie lange diese Technik bereits verwendet wird, ist nicht klar. Die meist zweiteilige Giessform wird mit Hilfe von Formrahmen aus Sand hergestellt, dem ein geeignetes Bindemittel beigemischt ist. Früher wurde z.B. Lehm als Bindemittel verwendet. Heute gibt es auch moderne Bindemittel wie z.B. Öl oder
Furan.
Speziell für die Herstellung von Sandformen verwendet man ein Modell, um den Hohlraum in der Sandform zu erzeugen. Dieses Modell bleibt aber - im Gegensatz zum Wachsmodell beim Wachsausschmelzverfahren - nicht in der Form, sondern wird wieder entfernt und kann für den Bau weiterer Formen verwendet werden.
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Zunächst wird also ein Modell hergestellt, das die Gestalt des späteren Metallgegenstandes hat. Das Material für das hier gezeigte Fibelmodell ist Holz. Man kann auch weiche Metalle wie Blei oder Zinn hierfür verwenden oder moderne Modellwachse, die einfacher zu bearbeiten sind.
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Die geöffnete zweiteilige Sandform zeigt drei längliche Hohlräume, die Zulaufkanäle für das Metall und Entlüftungskanäle. Die drei Modelle sind bereits entnommen, die Form kann nun für den Guss wieder zusammengesetzt werden.
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Nach dem Eingiessen und Erstarren der Metallschmelze wird der Gussrohling entnommen und kann nun weiter bearbeitet werden. |
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Zum Schmelzen der Metalle verwende ich üblicherweise eine Bodenesse mit Holzkohlefeuer und Luftzufuhr über Blasebälge.
Neben den oben beschriebenen Gussverfahren mit "verlorener" Form dürfen die geschichtlich wichtigen Verfahren mit Dauerformen aus Stein oder Bronze nicht unerwähnt bleiben.
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Einige Ergebnisse und Impressionen aus der Nors Farandi Giesserei:
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Diverse Gussteile in unterschiedlichen Bearbeitungsstadien und Lehmformen
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Nachbildung Gürtelschliesse, datiert auf 480-530 n. Chr. (Grab 231, Aschheim-Bajuwarenring)
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Gürtelrekonstruktion mit Nachbildung der Gürtelschliesse aus Grab 231, Aschheim-Bajuwarenring
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Im Vergleich: Original und Nachbildung |
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Gürtelrekonstruktion mit Nachbildung der Gürtelbeschläge (Grab 395, Aschheim-Bajuwarenring)
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Nachbildung und Original: Gürtelbeschläge einer sogenannten dreiteiligen Gürtelgarnitur, datiert um 600 n. Chr. (Grab 395, Aschheim-Bajuwarenring)
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Nachbildungen zweier S-Fibeln, datiert um 550 n. Chr. (Grab 224, Aschheim-Bajuwarenring)
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Im Vergleich: Nachbildungen und eines der beiden Originale
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Nachbildungen Gürtelbeschläge eines Militärgürtels, datiert ca. 425-450 n. Chr. (Grab 363, Schleitheim-Hebsack)
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Details der Gürtelbeschläge aus Schleitheim |
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Nachbildung Zierscheibe, datiert ca. 600-700 n. Chr. (Grab 139, Linz-Zizlau)
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Nachbildung Vogelfibel, datiert ca. 475-500 n.Chr. (Grab 146, Altenerding)
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Schmelztiegel im Feuer
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Die flüssige Bronze fliesst in die Form
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Nachbildungen Zierbeschläge, vermutlich 7. Jh. n. Chr. (Grab 92, Oberwarngau)
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Nachbildungen Bügelfibeln, datiert ca. 500 n. Chr. (Grab 4, Unterhaching)
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Nachbildung Riemenschliesse, datiert auf ca. 650-720 n.Chr. (Grab 32, Bruckmühl)
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Nachbildung Lunula-Anhänger, vermutlich 11. Jh. n. Chr., Region Smolensk (Russland)
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Nachbildung Feinwaage, 6. Jh. n. Chr. (Grab 206, Aschheim-Bajuwarenring)
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Nachbildung Beilanhänger, ca. 450-380 v. Chr. (Grab 71/2, Dürrnberg, Hallein)
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Nachbildung Zierscheibe, datiert auf ca. 650-720 n. Chr. (Grab 35, Bruckmühl)
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Nachbildung Ohr- oder Schläfenring, Silber, datiert auf 570-630 n. Chr. (Grab 386, Aschheim-Bajuwarenring)
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Nachbildungen Pferdchenfibel, datiert auf xxx n.Chr. (Grab 117, Altenerding)
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Holzmodell einer urnenfelderzeitlichen Tüllenpfeilspitze |
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